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27 Februar 2019

Smartphones in der Familie: Der Leitfaden im Interview

Jedes Familienmitglied starrt aufs eigene Handy: Snapchat mit Freunden, Mails checken während des Essens, Fortnite-Gaming am Abend und 24/7 freiwillige WhatsApp-Bereitschaft.


Eltern mit ihren zwei Söhnen im eigenen Workshop, um Smartphone, PC-Spiele und Medienkonsum gemeinsam nachhaltig zu vereinbaren

So sieht der durchschnittliche Umgang mit Smartphones in der modernen Familienwelt aus, oder nicht?

„Dafür muss es für Familien Lösungen geben, die nicht immer im Streit zwischen Eltern und Kindern enden“, dachte sich Christian Eineder vor einiger Zeit und erinnerte sich an erfolgreiche Workshops mit Mitarbeitern zu brisanten Themen in seiner Arbeitswelt. Warum sollten kritische Themen nicht auch im Familienteam in einer kooperativen Runde gelöst werden können? Dass es mit Hilfe wirksamer Strategien möglich ist, den Umgang mit digitalen Medien in der Familie einvernehmlich zu dosieren und gemeinsam zu organisieren, beweist er zusammen mit seiner Frau und den beiden Söhnen.

Herr Eineder, wie kam es zu Ihrem Projekt „Internet-Agenda für Familien“?

Ich beobachte das ja nicht nur in meiner eigenen Familie. Der dosierte Umgang mit den aufmerksamkeitsstarken digitalen Medien fordert Eltern heraus. Kinder und Jugendliche finden Smartphones, Tablets und Co. einfach viel spannender als Hausaufgaben und Hausarbeit. Das können wir Eltern natürlich verstehen. Die Frage ist täglich, wie alles unter einen Hut passt und unsere Kinder einen ausgewogenen Tag verbringen. Das haben auch wir nicht von unseren Eltern gelernt und dürfen deshalb eigene Lösungen finden.

Sie haben für Ihre Familie praktikable Strategien entwickelt – wie sind Sie vorgegangen?

Ich habe festgestellt: Wirksame Lösungen, die langfristig funktionieren, werden von Eltern und Kindern gemeinsam entwickelt. Die Ideen der Kinder sollten unbedingt miteinfließen, da Selbsterfahrung der stärkste Lernmotor ist. Selbst erarbeitete Lösungsansätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung drastisch. Wir haben uns ein entspanntes Wochenende ausgesucht und uns viel Zeit genommen, die positiven und negativen Komponenten der digitalen Medien – dazu zählen wir neben Smartphones generell Internetnutzung, TV und Computerspiele – zu sammeln und konkrete Regeln zur Bildschirmzeit in unserer Familie festzulegen.

Und das geht wirklich ohne Streit?

Mit einem klar strukturierten Ablauf und einem definierten Ziel bleibt ausreichend Raum und Klarheit für offene Gespräche – tatsächlich ohne Streit. Kinder finden sich nämlich in dieser Atmosphäre ebenso gut zurecht wie Erwachsene.

Wie können andere Eltern von Ihrer Erfahrung profitieren? Teilen Sie Ihre Erlebnisse?

Ja, das ist unsere Philosophie. easyfaM gibt es deshalb, damit Eltern sich von den positiven Erfahrungen anderer Eltern inspirieren lassen können, ohne es als Einmischung in die Erziehung zu empfinden. Meine Familie und ich haben zu vielen verschiedenen thematischen Brennpunkten Coachingvideos für Eltern gedreht. Darin beschreiben wir Schritt für Schritt die erfolgreichsten Strategien im Umgang mit immer wieder schwierigen Themen in der Familie. Familien mit Kindern ab 3 bis 16 Jahren dürften davon am meisten profitieren.

Und wie verhält es sich mit der Disziplin bei der Einhaltung der beschlossenen Regeln? Wer überwacht das?

Wenn der erste wichtige Schritt der gemeinsamen Festlegung und Zustimmungen gemacht ist, ist es entscheidend, wie man den aktuellen Status visualisiert. Ein klar visualisierter Überblick zu jederzeit von jedem einsehbar vermeidet unnötige Diskussionen und hilft uns und den Kindern, uns selbst zu regulieren, oder dies nach und nach zu lernen. Zum Thema Regelbruch haben unsere Kinder beispielsweise vorgeschlagen, dass derjenige, der sich nicht an die Regeln hält, seine restliche freie Wochen-Computerspiele-Zeit verliert und in der Zeit nicht mehr spielen darf. Durch das Mitspracherecht der Kinder bei der Erstellung der Regeln halten sie sich auch daran.

Und die Eltern? Das heißt, Ihr Smartphone liegt nicht am Essenstisch?

Wenn wir ein Vorbild für unsere Kinder sein wollen, müssen auch wir Erwachsene uns an die vereinbarten Regeln halten. Kinder machen nach, was wir Eltern ihnen vormachen – wir müssen unsere Verantwortung dahingehend klar erkennen. Während der gemeinsamen Essenszeiten haben Handys nichts am Esstisch zu suchen. Dies bedeutet auch Respekt für den Gesprächspartner. Wir greifen das Thema aufgrund seiner Wichtigkeit in mehreren Videos auf, zum Beispiel auch in “Spielerisch zu besseren Umgangsformen” und “Zukunftstrends und ihre Auswirkungen auf unsere Kinder”.

Was ist Ihr bester Tipp von Vater zu Vater?

Mach dir immer ein eigenes Bild von den angesagten Tools, seien es Videospiele, Serien oder Social Media Kanäle. Bleib im Gespräch mit deinen Kindern und entscheide dann, ob du ihnen einen verantwortungsvollen Umgang zutraust.